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nutzt, teils als Ruinen ba.1) — Das vor Jahrhunderten berühmte Erfurt war zu einer bescheibenen Mittelstabt herabgesunken.
(Nach Dr. Alfreb Overmann n. a.)
63. Schiller in Erfurt.
Zugult und September 1791.
1. Aufenthalt in Erfurt: Schon zu Ansang 1791(31. Dez. 1790 bis 11. Jan. 1791) hatte Schiller mit seiner Gemahlin von Jena aus für kurze Zeit in Erfurt geweilt. Leiber knüpften sich für den Dichter an biesen Besuch sehr trübe Erinnerungen, ba ihn ein heftiges Katarrhfieber zwang, für einige Zeit Bett und Zimmer zu hüten. Doch suchten ihm seine Erfurter Frennbe die Lei-benszeit so erträglich wie möglich zu machen, und auch der Koab-jutor Karl Theobor v. Dalberg besuchte ihn mehrmals.
Rückkehr nach Jena: Bereits am 11. Januar kehrte Schiller nach Jena zurück, die Tage bebauernb, die er in Erfurt durch feine Krankheit verloren hatte. Gegen Frau v. Stein, die innigen Anteil an feinem Leiben nahm, hat er sich später bcchin geäußert, daß er bei dem Anfall geglaubt Hätte, sterben zu müssen. Die Kräfte stellten sich nur langsam wieber ein, ja, es fehlte sogar nicht an Rückfällen. Schon acht Tage nach feiner Rückkehr erkrankte Schiller von neuem, und ein starkes Fieber entkräftete ihn so, daß die geringste körperliche Anstrengung ihm eine Ohnmacht zuzog. Doch gelang es der liebevollen Pflege seiner Gattin und den sorgsamen Bemühungen zweier Aerzte, das Gespenst des Knochenmannes abermals zu bannen, und mit der erneuten Lebenslust erwachte in Schiller auch von neuem der Wunsch, sür zwei bis brei Monate zu seinen Frennben nach Erfurt zurückzukehren.
Vorbereitungen für den 2. Aufenthalt: Er beauftragte
darum unterm 21. Mai brieflich den Professor Dominikus, ihm eine passenbe Wohnung von einigen Zimmern und etwa 3 Kammern in einem Privathause zu besorgen, weil ihm ein so langer Ausenthalt im Gasthofe zu teuer käme. Doch bürste das Logis nicht zu weit von der Hofstatt (b. i. der Statthalterei, dem heutigen Re-gieruugsgebäube) entfernt liegen. Als Mietspreis bestimmte Schiller monatlich 7—8 Taler; im ganzen wollte er, wenn er brei Monate bliebe, bafür 4—5 Louisbor (Golbstück = 20 Frank) anlegen.
Abermaliger Aufenthalt: Zunächst freilich nutzte Schiller
nach Karlsbab zur Kur, so batz er erst im August mit seiner Gemahlin zur Nachkur in Erfurt eintreffen konnte. Beibe haben dann
i) Heute ftnb von diesen nur noch die Aegidienkirche und die Türme bet Bartholomäus- (Anger), der Johannis- (Johannesstraße), Nikolai- (Augustiner* strafte', Georgs- (Geotqsgctffe) und Paulskirche (T'aulstraße) vorhanden.
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Extrahierte Personennamen: Alfreb_Overmann Schiller Schiller Karl_Theobor Karl Dalberg Schiller Schiller Dominikus Schiller Frank) Schiller August
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„Und so starben mir Aermsten dahin die lieben Verwandten, Und mein Königsstamm nahet dem Ende sich mm."
Nie wieder hat es ein Königreich Thüringen gegeben. Der Name Thüringen ist zwar geblieben, aber er gilt heute nur noch für ein wesentlich kleineres Gebiet. (Nach G. Größler.)
10. Radegunde, Prinzessin von Thüringen,
Königin von Frankreich.
Jugend: Radegunde, König Berthars Tochter und Enkelin
Bisinos, kam schon früh an den Hos ihres Oheims Jrminfrid. Da die Mutter gestorben war, hielt es der Vater wohl für geraten, seiner hochgebildeten Schwägerin Amalaberga die Tochter zur Erziehung zu übergeben. Auch den Vater verlor Radegunde bald. Wir wissen zwar nicht, in welchem Kampfe er getötet wurde, doch ist er schon vor Jrminfrid gefallen. In einem zweiten Liede „An Artachis"1) läßt Radegunde Fortnnatns für sich sprechen: „Erst ist der Vater gefallen, ihm folgte der Onkel im Tode, Beider Geliebten Verlust traurige Wunden mir schlug."
Auf Burg Scidingi verlebte Radegunde sonnige Tage der Kindheit in Gemeinschaft mit ihrem Vetter und Jugendgespielen Amalasrid. J'n dem Briefe „An Amalasrid"2) gedenkt sie der glücklichen Jugend:
„O, so gedenke doch nur, was in Frühlingstagen der Jugend, Lieber Amalasrid, ich, Radegunde, dir war.
Wie du mich damals geliebt, ein hold ausblühender Knabe, Du, den des Himmels Huld gütig zum Vetter mir gab. Damals ersetztest du mir den gemordeten Vater, die Mutier, Schwester und Bruder, du warst alles, du Einziger, mir! Wenn du mich nahmst in den liebendenarm, wenn küssend ich an dir Hing, ergötzte das Kind höchlich ein freundliches Wort.
Eine Stunde getrennt von dir, zum unendlichen Zeitraum Ward sie mir." —
In fränkischer Gefangenschaft: In dem Kriege Jrminsrids mit den Franken wurde sie von den Feinden gefangen genommen und mit ihrem Bruder eine Beute des Königs Chlotar. Sie war damals gegen 10 Jahre alt. Chlotar ließ sie in sein Reich bringen und auf einem feiner Meierhöfe von den besten Lehrern unterrichten. Damals schon las Radegunde am liebsten die Bibel und die Lebensbeschreibungen der Heiligen. Sie sollten ihr das Vorbild ihres eigenen Lebens werden; auch suchte sie durch allerlei Selbstpeinigungen Gott wohlgefällig zu fein.
j) Sohn einer Tochter Amalabergas.
2) Nach einer Uebersetzung von Dr. Aug. Wilhelm.
3*
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Extrahierte Personennamen: König_Berthars Bisinos Amalaberga Scidingi Amalabergas Wilhelm
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des boites pour un, deux, trois gros la piece.“ Bald drängte sich ein dichter Haufe Käufer um ihn. Seine Ware fand reißend Absatz, da sie wirklich mit vielem Geschmack gefertigt war. Der gute Herzog hatte gewiß vor zehn Jahren nicht geglaubt, daß ihm einst ein solcher elender Handel noch das Leb-rn fristen würde.
Die unzufriedenen Erfurter: Der Aufenthalt der Vertriebenen brachte für die Bürger mancherlei Unangenehmes mit sich. Recht war es den Erfurtern schon, daß sie ihre leer stehenden Wohnungen zu einem guten Mietszins an die Fremden losschlagen konnten; erhielten sie doch für einige Zimmer monatlich 4 bis 8 Karolins (eine Goldmünze, benannt nach dem Pfalzgrafen Karl Philipp 1732, im Werte von rund 19 Mark). Unangenehm aber empfanden sie die Unkenntnis der Fremden hinsichtlich des Wertes der einheimischen Münzen. Wenn der Bauer für seine Lebensmittel oder für den Haufen Brennholz einen Taler forderte, so zahlten sie immer mit einem Laubtaler (frz. Münze = 1 Taler 17% Groschen) und verteuerten dadurch die Waren. Zuletzt wollten die Bauern Lebensmittel und Holz nur noch an die Franzosen verkaufen und sich mit den Bürgern in keinen Handel mehr einlassen. Dadurch wurden einige Male unruhige Auftritte herbeigeführt und einige Emigranten mißhandelt. Um in Zukunft solches zu vermeiden, erließ der Stadtrat eine Verordnung, worin er die Marktfreiheit in nachdrücklichen Schutz nahm. (Nach Const. Beyer.)
65. König Friedrich Wilhelm Iii. und [eine Gemahlin, die Königin Luise, besuchen ihre neuen licindeskinder.
Ankündigung des 1 Besuches: Als Erfurt ein Jahr preußisch war, verbreitete sich in der Stadt die Nachricht von der baldigen Ankunft des hohen Paares. Mit großen Erwartungen sahen die Erfurter dem Besuche entgegen. Man hatte soviel von der Anmut der Königin und der gnädigen Gesinnung des Königs gehört und war darum auss höchste gespannt. Es war nur schade, daß der neue Landesvater bei seinem schlichten Wesen sich allen kostspieligen Aufwand bei feinem Empfange verbeten hatte.
Vorbereitungen zum Empfang: Am 30. Mai 1803 hielten die hohen Herrschaften ihren Einzug. Lange vor ihrer Ankunft war die Gegend um die Statthalterei, der Anger, die Krämpfer-straße und die Krämpser-Vorstadt von einer unzähligen Volksmenge besetzt. Die Schuljugend bildete Spalier. Zwischen je zwei Knaben, die Blumengirlanden hielten, stand ein weißgekleidetes Mädchen mit einem Blumenkörbchen am Arm. Selbst auf der Treppe, die zum großen Saal der Statthalterei führte, hatte die Schuljugend Aufstellung genommen. — Alle harrten in dieser Stellung fünf lange Stunden, von 4 Uhr bis 9 Uhr abends. Etwa eine halbe Stunde vor der Ankunft des hohen Paares kam ein Gewitter-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Philipp_1732 Karl Philipp Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise
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regen, der die ermüdeten Kinder aufeinander trieb, nur die auf der sparsam erleuchteten Treppe der Statthalterei hielten aus.
Begrüßung der Königin: Endlich verkündeten einige 30 Kanonenschüsse' die Ankunft. Als die hohe Landesmutter aus dem Wagen stieg und die Treppe hinaufging, streuten die Mädchen Blumen, über die sie frohlächelnd hinschritt. Jetzt trat die Tochter des Diakonus Lossius (Predigerkirche) vor und hielt eine kurze Ansprache. In ihr empfahl sie die Erfurter Landeskinder der Königin Huld und Gnade. Dann überreichte ein anderes Mädchen ein Gedicht, welches die Königin gnädig annahm; auch dankte sie liebevollen Tones für die ihr erwiesene Aufmerksamkeit (f. Aulabild der Königin Luise-Schule „Empfang der Königin im Regierungsgebäude"). Als die Fürstin die Stiege verließ, um in den Saal zu treten, riefen ihr die Knaben ein lautes Lebehoch nach, in welches die übrigen Kinder freudig einstimmten.
Aufenthalt in Erfurt: An einem der folgenden Tage war
mittags offene Tafel, bei der auch die Herzöge von Weimar und Gotha zugegen waren. Während derselben führten die Böttcher auf dem freien Platze vor der Statthalterei den berühmten ^chäff-lertanz, einen Reifentanz, auf. Nach aufgehobener Tafel besichtigten die hohen Herrschaften die Merkwürdigkeiten der Stadt. Sie lenkten ihre Schritte nach dem Petersberge und besahen dort die schöne Kirche des Petersklosters und in ihr das Grabmal des der Sage nach zweibeweibten Grasen Ludwig (Ernst) von Gleichen. Auf dem Dom stiegen sie bis zur berühmten Maria Gloriosa empor und bewunderten von der Zinne des mittleren Turmes die herrliche Aussicht über Stadt und Land. Die Nonnen des Klosters zum Neuenwerk ließen der Königin Luise ein zierlich geflochtenes Körbchen mit allerlei felbstgefertigten Arbeiten überreichen. Die Königin nahm es gnädig an und übersandte als Gegengeschenk zwei Friedrichsdor. Auch die Erziehungsanstalt der Urfulinen genoß die hohe Ehre, von dem Königspaare besucht zu werden. Beim Besuche des evangelischen Waisenhauses wurde der König mit seiner Gemahlin von den in zwei Reihen aufgestellten Zöglingen mit einem herzlichen Lebehoch begrüßt. Die hohen Herrschaften schrieben ihre Namen in das ausgelegte Fremdenbuch und beschenkten das Waisenhaus reichlich. Der König allein stiftete 100 Friedrichsdor, welcher Summe die Königin 10 Goldstücke aus eigener Börse hinzufügte. Auch betraten beide die auf dem Saale des Waisenhauses liegende kleine Zelle, in der einst der große Gottesmann Luther eine Zeitlang gewohnt' hatte.
Festlichkeiten zu Ehren des hohen Paares: Am Abend
dieses Tages war die Stadt herrlich erleuchtet. In besonders hellem Glanze erstrahlte der Hirschgarten, welcher vom Balkon der Statthalterei gut in Augenschein genommen werden konnte. Mitten im Garten war ein offener Tempel errichtet. Er stand auf acht Säulen und aus seiner durchscheinenden Kuppel thronte die Kriegs-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_(Ernst Ludwig Ernst Maria_Gloriosa Maria Gottesmann_Luther
Langen Brücke. Hier kaufte sie sechs Bilder ihres Gemahls in erhabener Arbeit, um sie ihren Kindern mit nach Kassel zu nehmen.
Die Abreise der Kaiserin erfolgte Donnerstag vormittag 9% Uhr. Sie gestaltete sich zu einem ergreifenden Vorgang. Auf der Strecke vom Regieruugsgebäude bis zum Bahnhöfe bildeten wie bei der Abreise des Kaisers die Schüler und Schülerinnen sämtlicher hiesiger Lehranstalten Spalier. Alle trugen schwarz-weiß-rote Schärpen und die Mädchen Blumenkränze im Haar. Hinter den Schüler-reihen stand eine zahllose Menschenmenge. Als die halbgedeckte, mit zwei prachtvollen Rappen bespannte Kutsche der Kaiserin sichtbar wurde, erhob sich ein wahrer Jubelsturm. Die Kaiserin dankte unausgesetzt und nickte besonders freundlich den Kindern zu, die ihr Abschiedsgrüße darbrachten. In der Bahnhosstraße warf eine Schülerin einen Strauß in den Wagen der hohen Frau, doch fielen die Blumen auf der anderen Seite des Wagens herab. Sofort ließ die Kaiserin halten und den Strauß aufnehmen. Dies war das Zeichen zu einem unaufhaltsamen Blumenregen; denn jedes Mädchen warf nun sein Sträußchen in den Wagen. Die Kaiserin ließ die Kleinen ruhig gewähren.
Auf dem Bahnhöfe angekommen, verabschiedete sie sich und bestieg den Eisenbahnwagen. In diesem Augenblicke hatten die Schülerinnen in großer Zahl die Stufen zum Bahnsteig erklommen und drangen zwischen den Polizeibeamten hindurch. Sie stürzten mit hocherhobenen Blumensträußchen jubelnd auf den Wagen der Kaiserin los. Immer mehr Mädchen folgten. Bis aufs Trittbrett des Wagens kletterten die Kleinen und warfen ihre Blumenspenden der hohen Frau zu, die glücklich lächelnd die duftigen Gaben in das Innere des Wagens legte. Es war, als fcheide eine geliebte Mutter von ihrer Kinderschar, und manches Auge wurde feucht. Eins der Mädchen verabschiedete sich besonders zärtlich mit den Worten: „Frau Kaiserin! Mit tiefem Weh sagen wir Kinder Dir Ade! So nimm mit Dir aus allen Wegen unsere Liebe und Gottes Segen!" Gerührt dankte die Kaiserin der Kleinen. Unter lauten Scheidegrüßen der Anwesenden und Tücher-und Hütefchwenken fetzte sich nun der Eifenbahnzng in Bewegung und entführte die fortwährend dankende Kaiserin den Mauern unsrer gastlichen Stadt.
Am 25. August 1900 weilte der Kaiser mit feiner Gemahlin zum zweiten Male in der Stadt, aber nur für wenige Stunden. Es war an dem Tage, an welchem das Denkmal feines Großvaters, das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms des Großen, durch ihn eingeweiht wurde.
Druck von Fr. Bartholomäus, Erfurt.
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Extrahierte Personennamen: August Wilhelms Wilhelms
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die Königin Luise, welcher das Unglück des Vaterlandes das Herz brach, ihm durch den Tod entrissen wurde. Von dieser hervorragenden Königin schreibt ein Zeitgenosse: „Luise von Preußen sah und grüßte iu dem geringsten ihrer Untertanen einen Sohn oder eine Tochter, hob am Wege spielende Kinder liebend empor aus ihre Arme, an ihr Herz, bückte sich tröstend zu dem am Wege kauernden Mütterchen, und wo es nicht der milden Gabe bedurfte, zu der ihre Hand immer offen war, da ließ sie als Andenken wenigstens ein freundliches Wort fallen, das unauslöschlich im Herzen der Angeredeten blieb.“
In die Bevölkerung Preußens zog ein neuer Geist ein, ein Geist ernster Frömmigkeit und opferfreudiger Vaterlandsliebe.
2. General Aork.
Im Jahre 1812 erklärte Napoleon dem rufsischeu Kaiser Alexander den Krieg und rückte, mit einem Heere von 600000 Mann in Rußland ein. Auch Österreich und Preußen waren gezwungen worden, Hilfsheere zu stellen; 30000 Österreicher nahmen Stellung an der Grenze zwischen Galizien und Rußland, 20000 Preußen unter General Aork besetzten Kurland. Mit dem Hauptheere erfocht Napoleou mehrere Siege über die Russen und zog am 14, September 1812 in Moskau ein. Allein die Russen selbst steckten ihre Hauptstadt in Brand, und nach einmonatigem Aufenthalte in der zerstörten Stadt mußte der französische Kaiser den Rückzug antreten. Ein früher, furchtbar harter Winter und die unablässigen Angriffe der Russen brachten dem gewaltigen -Heere Napoleons den Untergang. Als die Nachricht hiervon in die Ostseeprovinzen kam, trat die dort befindliche französische Heeresabteilung den Rückzug an; Aork mit feinen Preußen folgte. Schon nahten aber die siegreichen Russen. Russische Unterhändler kamen zu Aork, gaben ihm Kenntnis von der völligen Vernichtung des französischen Heeres und forderten ihn auf, sich von den Franzofen zu trennen und sich mit den Rnffen zu verbinden. Hork weigerte sich dessen, wie sehr er auch die Franzosen haßte; so lange Aussicht war, daß er seine Truppen wohlbehalten ins Vaterland zurückführen könne, gebot ihm Pflicht und Ehre, jede Unterhandlung abzuweisen. Allein nach einigen Tagen hatten ihm die Russen den Rückzugsweg verlegt; nun stand er vor der Wahl, ob er sein kleines Heer in nutzlosem Kampfe aufopfern, oder durch ein ehrenvolles Abkommen es feinem Könige für den Kampf gegen den Unterdrücker erhalten wolle. Er wählte das letztere; in einer Mühle bei Tauroggen schloß er am 30. Dezember 1812 einen Vertrag mit den Russen; nach diesem Vertrage konnte er fein Heer nach Ostpreußen in die Winterquartiere führen und dort abwarten, was der König
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Alexander Alexander Napoleons
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Steuerzahlung gab den Anlaß zur Empörung der Kolonien gegen ihr Mutterland. Die Amerikaner weigerten sich nicht, die Steuern zu bezahlen; aber sie hielten es für Unrecht, daß diese Steuern ihnen vom englischen Parlamente auferlegt wurden, obgleich ihnen die Rechte der englischen Untertanen, also auch das Steuerbewilligungsrecht, zugesichert waren. Im Jahre 1766 belegte das Parlament den Tee mit einer Steuer; darüber wurden die Amerikaner so erbittert, daß im Jahre 1773 zu Boston junge Leute, als Indianer verkleidet, drei Schiffsladungen Tee, 342 Kisten, ins Meer warfen. Infolgedessen beschloß das englische Parlament kriegerische Maßregeln gegen die Amerikaner. Ta erklärten sich im Juli 1776 die englischen Kolonien für einen unabhängigen Freistaat und rüsteten sich, ihre Freiheit mit den Massen in der Hand zu verteidigen. Eine Versammlung (Kongreß) von Abgeordneten der einzelnen Provinzen, die in Philadelphia ihren Sitz hatte, leitete die Regierungsgeschäfte. Den Oberbefehl erhielt Georg Washington. Er kämpfte siegreich gegen die Engländer, obgleich er ihren wohlgeschulten Soldaten nur ungeübte Leute entgegenstellen konnte. Nachdem (1777) bei Sara-toga ein britisches Heer von 6000 Mann gezwungen worden war, die Waffen zu strecken, bot die englische Regierung unter vorteilhaften Bedingungen Frieden an. Allein die Kolonisten wollten ihre eben gewonnene Unabhängigkeit ganz und voll behaupten und setzten darum den Kampf fort. Der Kongreß schickte Benjamin Franklin*), einen weisen und patriotisch gesinnten Mann, als Gesandten an den König Ludwig Xvi. von Frankreich, um ihn für ein Bündnis gegen die Engländer zu gewinnen. Der Bund wurde im Jahre 1778 geschlossen, und, von Frankreich, Spanien und Holland unterstützt, kämpften nun die Ame-
*) Benjamin Franklin, der Sohn eines Seifensieders, wurde zu Boston 1706 geboren. Im Knabenalter schon zeigte er einen außerordentlichen Eifer, seinen Geist zu bilden, und hätte sich gerne dem «Ltudium der Gottesgelehrtheit gewidmet. Allein die Armut der Eltern ließ dies nicht zu, und er mußte seinem Vater helfen beim Seifensieden und Lichterziehen. In seinem 12. Jahre lernte er die Buchdruckerei; jeden von Arbeit freien Augenblick benützte er dazu, durch Lesen guter Bücher seine Kenntnisse zu vermehren. Kaum 20 Jahre alt, gründete er in Philadelphia eine Druckerei, mit der er einen Papierhandel verband, und gab eine vielgelesene Zeituug und selbstverfaßte Schriften heraus, durch die er feine Mitbürger belehrte und zur Sparsamkeit, Arbeitsamkeit und allen bürgerlichen Tugenden ermahnte. Hierdurch gelangte er zu Wohlstand und Ansehen. Die englische Regierung übertrug ihm das sehr einträgliche Amt eines Generalpostmeisters der Kolonien. Als die Revolution ausbrach, legte er dies Amt nieder, um sich ausschließlich den öffentlichen Angelegenheiten widmen zu können. Hierdurch wurde er nicht abgehalten, seine gelehrten Bestrebungen und Forschungen fortzusetzen, denen man u. a. die Erfindung des Blitzableiters verdankt. Hoch betagt und bis an sein Ende für das Wohl seines Vaterlandes und seiner Mitbürger tätig, starb er 1790.
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Extrahierte Personennamen: Georg_Washington Benjamin_Franklin* Ludwig_Xvi Ludwig Benjamin_Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Boston Philadelphia Sara-toga Frankreich Frankreich Spanien Holland Boston Philadelphia
— 300
5. Der Fürst sagt „ja", der Müller
„nein":
Ter Fürst wird ungeduldig.
"Ich bin dein Herr; das Land ist mein;
Du bist zu weichen schuldig." —
6. „Ich Weiche nicht." — „Dann
_ muß Gewalt Den starren Sinn dir beugen." — «Ihr irret Herr; Euch werden bald Die Richter andres zeigen." —
7. „Die Richter?" — füllt der König ein,
Die selbst er eingesetzet, —
„Da hast du recht; ich geb' mich drein,
Dein Gut bleibt unberletzet."
8. Seit jener Stunde lebten sie Als Freunde hoch und niedrig.
Des Schlosses Ram’ ist Sanssouci, Des Königs Name Friedrich.
Guvtman.
Mittwoch Nachmittag.
Fridricus Rex, der große Held, Kam siegreich aus dem Kriegesseld, Und wenn er durch die Straßen ritt, So liefen alle Kinder mit.
Sie stellten sich Wohl auf die Zeh'n, Den lieben Vater Fritz zu sehn.
Sie faßten ihn an Pferd und Rock; Doch Vater Fritz erhob den Stock Und sagte lächelnd: „Habet acht, Daß ihr mein Pferd nicht böse macht!" Doch einst ein wilder Knabenschwarm Den Kops ihm machte gar zu warm; Da hat er böse drein gesehn: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehn!"
Da sprach ein dicker Bube: „Ach, Heut ist ja Mittwoch-Nachmittag!" Der ganze Chor fiel jubelnd ein:
„Der alte Fritz will König fein Und weiß nicht mal, daß dieser Frist Des Mittwochs keine Schule ist!" Der König stille vor sich lacht Und hat in feinem Sinn gedacht: Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab' keine Ruh! Des Morgens ruft mich Sorge wach, So druckt mich Müh' den ganzen Tag,
Daß meine Kinder groß und klein, Sich ihrer Feierstunde freun.
Gewiß so hat der Held gedacht,
Er hat fein Denken wahr gemacht. Drum, wo man Gutes liebt und ehrt, Sein Angedenken ewig währt,
Und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll Den Edeln kennen lernen soll.
Karl Fröhlich.
Andreas Hoser.
1. Zu Mantua in Bauden Der treue Hofer war;
In Mantua zum Tode Führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland ach, in Schmach und Schmerz,
Mit ihm das Land Tirol.
2. Die Hände auf dem Rücken, Andreas Hofer ging
Mit ruhig festen Schritten;
Ihm schien der Tod gering,
Der Tod, den er so manchesmal Vom Jselberg geschickt ins Tal Im heil’gen Land Tirol.
3. Doch als ans Kerkergittern Im festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder Die Hünd' er strecken sah,
Da rief er ans: „Gott sei mit euch,
Mit dem verrat'nen Deutschen Reich Und mit dem Land Tirol!"
4. Dem Tambour will der Wirbel Nicht unterm Schlegel vor,
Als nun Andreas Hofer-Schritt durch das finst're Tor; Andreas, noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei, Der Mann vom Land Tirol.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Guvtman Fritz Fritz Karl_Fröhlich Karl Andreas_Hoser Andreas_Hofer Schlegel Andreas_Hofer-Schritt Andreas
Extrahierte Ortsnamen: Sanssouci Fridricus_Rex Mantua Mantua Deutschland Mantua
101
Das Ostdeutsche Tiefland.
(Aufnahme von Gottheil und Sohn, Königsberg.)
Abb. 3, §67. Dünen auf der Kurischen Nehrung.
Links das Künsche Haff, das durch die landeinwärts wandernden Dünen (meist herrscht Wind
von der Seeseite) nach vielleicht 50» Jahren völlig ausgefüllt seiu^wird.
_ .lbb. 4, § G7. Sturzdüne auf der Kurischen Nehrung (rechts das Haff).
Wenn ^turin und Gewitterregen eine Düne sehr rasch über die Umgebung wälzen, so spricht
man von einer Sturzdüne. Wir sehen, wie eine solche eine Fischerhütte zu verschütten beginnt.
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76. König Ludwigs I. Jugendzeit und Lehrjahre.
stimmend darin, daß sie eine liebenswürdige Erscheinung und von überaus milder und gütiger Sinnesart gewesen sei. Sie war eine warme Freundin der Kunst; ein von ihr gemaltes Aquarell wird im Münchener Nationalmuseum aufbewahrt.
Die trefflichen Eigenschaften von Ludwigs Vater sind bekannt; sie bildeten, als er später den bayerischen Thron bestieg, das Glück seines Volkes und der Jurist Feuerbach, der wahrlich keiu blinder Bewunderer der bayerischen Zustände jener Periode war, gab nur der Wahrheit die Ehre, da er Maximilian Bayerns Heinrich Iv. nannte. Zu Straßburg war er wegen seines jovialen Charakters, seiner Freigebigkeit und Leutseligkeit der allgemeine Liebling, und wie seine Soldaten an ihm hingen, zeigt eine heitere Episode aus den Tagen kurz nach der Geburt des Erbprinzen. Bei einer Musterung seiner Grenadiere bemerkte er mit Erstaunen, daß alle Knebelbärte verschwunden waren. Auf seine Frage wurde ihm statt der Antwort ein Wiegenkissen präsentiert, das mit den Bärten der Soldaten gepolstert war. Ein seltsames Wiegengeschenk, aber das Opfer war jedenfalls manchem schwer geworden.
Der heranwachsende Prinz erhielt eine durchaus militärische Erziehung; das Pateugescheuk Ludwigs Xvi. war ein französisches Oberstenpatent gewesen. Die Anschauungsweise des Vaters blieb immer der französischen verwandter als der deutschen; aber der Sohn bewahrte sich bis an sein Lebensende, das ihn, wi-e der Zufall wunderlich spielt, ebenfalls auf französischem Boden überraschte, die wärmste deutsch-patriotische Gesinnung.
Dem Aufenthalt der herzoglichen Familie in Straßburg wurde ein unerwartetes Ende gesetzt. Auch dort bildete sich im ereignisschweren Jahre 1789 ein Jakobinerklub, dessen Initiative bald Willige und Unwillige zum Kampf gegen das Bestehende rief; das Rathaus wurde gestürmt, die rote Fahne aufgesteckt und das Martialgesetz proklamiert. Max Joseph mußte Straßburg verlassen. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Darmstadt und Rohrbach ließ er sich mit den Seinen in Mannheim nieder. Sein Hans war allen Emigranten, von denen damals die Rheingegenden überfüllt waren, gastlich geöffnet.
Hier in Mannheim, dem ein wahres Eden, der Schwetzinger Park, angrenzt, verlebte Prinz Ludwig seine Knabenjahre. In einem 1809 geschriebenen Gedichte gibt er der Erinnerung an jene sonnigen Tage Ausdruck:
„Dich vergesse ich nie, die du Aufenthalt warst meiner Kindheit,
Pfalz! und auch, Pfälzer, euch nie; liebe euch, die ihr mich liebt! . . . Wiederum sehe ich mich in Schwetzingens Garten mit meiner Mutter, der besten, die's gab, die unvergeßlich mir ist.
Liebliche Stelle, woselbst das Mahl wir, das ländliche, nahmen,
Vor dem Hügel, auf dem raget der Tempel Apolls . . .
O Erinnerung jener zu eilig entschwundenen Tage,
Freundliches Andenken du, immerfort bist du mir frisch!" ...
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